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16.01.19, 10:30

Brexit-Drama: Der Jogi Löw der britischen Politik

GBP: Die Menge der möglichen Ausgänge des Brexit-Dramas scheint gestern kleiner geworden zu sein. Waren es zuvor noch drei Elemente: {„Deal“, „No Deal“, „No Brexit“}, scheinen jetzt nur noch die beiden Möglichkeiten mit einem „No“ vorne übrig zu sein. Sicher, „No Deal“ (also ein Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der EU ohne Regelung der Beziehungen) ist von diesen beiden die Möglichkeit mit der geringeren Wahrscheinlichkeit. Der Punkt ist nur: diese Wahrscheinlichkeit ist mit der Parlamentsentscheidung gestern gestiegen. Rechnen wir überschlagsmäßig: „Deal“ und „No Brexit“ wären beide GBP-positiv, „No Deal“ wäre GBP-negativ. Die Wahrscheinlichkeit, die der Devisenmarkt bisher „Deal“ zugeordnet hatte, muss nun auf die verbleibenden Alternativen verteilt werden. Egal, wie man es macht, die Wahrscheinlichkeit für das GBP-negative Szenario kann nicht gesunken sein und dürfte mehr oder weniger gestiegen sein. Warum, um alles in der Welt, konnte das Pfund dann gestern Abend zulegen (siehe Abbildung 1)?

Hier meine Erklärungsversuche:

1) Es war ja eh alles eingepreist. Stimmt fast. Die Deutlichkeit der Niederlage von Premierministerin Theresa May war schon eine Überraschung. Sie hat residuale Hoffnung auf eine Rettung des Deals durch „Nachbesserung“ bzw. kosmetische Anpassungen zunichte gemacht. Und damit die Menge der Möglichkeiten wie oben beschrieben reduziert.

2) Jetzt läuft alles auf eine Verlängerung der Verhandlungen hinaus. Stimmt, doch frage ich mich, was das bringt. Die britische Seite hat – um in Devisenmarkt-Sprache zu reden – kein positives Theta, wenn Brüssel nicht mürbe wird. Auf letzteres zu setzen halte ich für verwegen. Viel Verlängerung wird’s eh nicht geben. Die EU-Wahl limitiert das – schließlich können britische Parlamentarier aus der alten Legislaturperiode nicht allzu lange im EU-Parlament sitzen bleiben. Und dass die Briten nochmal an der Europawahl teilnehmen, ist nicht vorstellbar. Der Juli wird als Termin angepeilt. Das ist zu wenig Zeit, um das Fass noch mal ganz neu aufzumachen. Was, so frage ich mich, ist also im Sommer anders? Es wäre eh noch alles drin gewesen. Der abgelehnte Vorschlag enthielt eine fast zweijährige Verhandlungsperiode, in der man alles hätte aushandeln können. Aber eben auch die Minimalbedingungen für eine dauerhafte Garantie des Karfreitagsabkommens – immerhin ein Abkommen, das (soweit ich verstehe – so klar ist das ja leider nicht) Verfassungsrang hat. Will das britische Parlament, dass das Abkommen aufgekündigt wird, soll es das klar sagen und nicht weiter so verhuscht dieses Thema meiden. Dann kann auf dieser Grundlage neu verhandelt werden. Sonst bringt Verhandeln nichts. Und ich sehe nicht, wie daraus GBP-positive Argumente zu stricken wären.

3) Die Niederlage ändert die politische Konstellation. Wahrscheinlich nicht. Trotz ihrer historisch einmaligen Niederlage im Unterhaus tritt May nicht zurück. Sie ist quasi der Jogi Löw der britischen Politik. Es wird ein Misstrauensvotum gegen sie geben, doch unser UK-Experte hält es für unwahrscheinlich, dass das durchkommt. Wie schrieb es ein Journalist heute Morgen so schön: Die Briten haben dann eine Premierministerin, die gleichzeitig (a) nicht entfernt werden kann und (b) das wichtigste politische Projekt des Landes nicht steuern kann. Auch das ist kaum als GBP-positiv zu werten.

Was ist also mit den GBP-Kursen los? Nun, wissen wir nicht alle, dass der Devisenmarkt sehr schlecht darin ist, politische Risiken einzupreisen? Nach der US-Präsidentschaftswahl 2016 wertete der Dollar zunächst deutlich auf – als ob diesem US-Präsidenten irgendetwas USD-positives zuzutrauen wäre. Es dauerte Monate, bis der Markt diese Fehleinschätzung korrigiert hatte. Und es dauerte zumindest Stunden, bis nach dem Brexit-Referendum 2016 das Pfund unter Druck geriet. In diesem Sinn ist die gestrige Marktbewegung eine Opportunität für all diejenigen, die angesichts der No-Deal-Risiken ihre GBP-Position reduzieren wollen.

Produktidee: Faktor-Zertifikate
WKN Typ Basiswert Merkmale
CV0V44 Long EUR/GBP Faktor: 5
CV0V49 Short EUR/GBP Faktor: -5

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