GBP: So wirklich einleuchtend ist der jüngste Rückgang der GBP-Volatilitäten an den Optionsmärkten für mich nicht (siehe Abb. 1 im Dokument). Ist die Unsicherheit mit Blick auf den Brexit seit der abgesagten Parlamentsabstimmung in den Augen des Marktes tatsächlich gefallen? Klar, es war absehbar, dass Premierministerin Theresa May die Abstimmung über ihr Austrittsabkommen verlieren würde. Doch hätte die Abstimmung stattgefunden, wäre dies endgültig vom Tisch, und man wäre zumindest einen kleinen Schritt weiter. Nun wird May laut eigenen Aussagen die nächsten vier Wochen damit verbringen, ihr Abkommen noch irgendwie zu retten, indem sie versucht, sich Zusicherungen von den EU-27 bezüglich des irischen Backstops einzuholen. Die Abstimmung soll dann am 14. Januar stattfinden. Viel Glück damit.
Einige mögen argumentieren, dass das fehlgeschlagene parteiinterne Misstrauensvotum gegen May die Unsicherheit ein Stück verringert hat. Ich gebe zu, politische Kontinuität zumindest bei der Führung in dieser kritischen Phase dürfte von Vorteil sein. Doch an den Wahrscheinlichkeiten, ob es zu einem geordneten oder ungeordneten Brexit kommt, hat es keinen Deut geändert. Denn egal ob May oder ein neues Tory-Oberhaupt: keiner kann eine Mehrheit im britischen Unterhaus hinter sich bringen, weil es schlicht und ergreifend aktuell keine Mehrheit für einen Brexit-Plan gibt. Ok, das ist nicht ganz richtig. Es scheint, auch über die Parteien hinweg, Einigkeit darüber zu bestehen, dass ein No-Deal-Brexit verhindert werden soll. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass es deswegen nicht zu einem No-Deal-Brexit kommen kann. Denn damit dieser verhindert wird, müssen sich die britischen Abgeordneten auf eine Alternative einigen. Und damit meine ich noch nicht einmal, dass sie sich auf ein neues Austrittsabkommen einigen müssen. Sie müssen nur irgendeine Entscheidung bis zum 29. März nächsten Jahres fällen. Und wenn es eine Verlängerung von Artikel 50 ist. Aber wer kann sich noch 100%-ig sicher sein, dass sie selbst dazu in der Lage sind?
Zu allem Überdruss steht nun ein neues Misstrauensvotum im Raum. Diesmal nicht nur gegen May, sondern potentiell gegen ihre gesamte Regierung. Die oppositionelle Labour-Partei mobilisiert sich gerade. Dem Entscheidungsprozess ist dies eindeutig nicht zuträglich.
Aber ein Gutes hat die ruhigere Stimmung an den Märkten ja. Für diejenigen, die ihre GBP-Risiken noch nicht abgesichert haben sollten, eröffnet sich gerade wieder eine einigermaßen attraktive Einstiegsmöglichkeit.
USD: Zum Auftakt der FOMC-Sitzung erhalten die US-Notenbanker nochmals kräftigen Gegenwind für ihre Zinserhöhungspläne. Dieses Mal in erster Linie von Seiten des US-Präsidenten, der gestern noch einmal ordentlich in Richtung Fed austeilte. Es sei „unfassbar“, dass sie es „überhaupt in Erwägung ziehen würde“, die Zinsen weiter zu erhöhen. Dabei erhielt er selbstverständlich Unterstützung von seinen engsten Beratern. So müsse die Fed laut seinem Handelsberater Peter Navarro datenabhängiger agieren. Und das Argument, dass die Fed ihre Zinsen erhöhen müsse, um ihre Unabhängigkeit zu beweisen, sei ohnehin unsinnig.
Zum einen: Wenn die Regierung die Vorgehensweise der Fed nicht so offen kritisieren würde, dann wäre die Fed gar nicht erst in der Situation, ihre Unabhängigkeit verteidigen zu müssen. Zum anderen: Doch, eine Zinserhöhung, um ihre Unabhängigkeit zu demonstrieren ist eben genau der richtige Schritt in dieser Situation. Die Widerstandsfähigkeit und Stabilität einer Währung hängt unmittelbar mit der Stärke der Institutionen, die hinter ihr stehen, zusammen. Bestes Negativbeispiel in diesem Jahr: Die Türkei. Bestes Positivbeispiel: Russland. Kurz nachdem der russische Premierminister sich für niedrige Zinsen aussprach, erhöhte die russische Notenbank überraschend ihre Zinsen. Vor kurzem überraschte sie den Markt sogar erneut mit einer Zinserhöhung. Sie lässt damit keinen Zweifel daran, welche Prioritäten sie verfolgt. Entsprechend wacker hat sich die russische Währung in diesem Jahr gehalten (siehe Abb. 2) – geopolitischen Spannungen, Emerging Market Turbulenzen, und einer nach wie vor schwachen Wirtschaft zum Trotz.
EUR: Nachdem der Euro bereits so ausgeprägt auf die schwachen Einkaufsmanagerindizes reagiert hat, möchte ich nicht vollkommen ausschließen, dass der Ifo-Index, sollte er denn ebenfalls deutlich von den Erwartungen abweichen, den Devisenmarkt heute bewegen kann. Die Sensibilität des Marktes dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass EZB-Präsident Mario Draghi bei der Notenbanksitzung vergangene Woche darauf hingewiesen hat, dass die Risiken für den Wachstumsausblick eher nach unten tendieren würden. Sollten sich diese Risiken realisieren, würde eine Normalisierung der Geldpolitik nochmals weiter in die Ferne rücken, was selbstverständlich Implikationen für die EUR-Wechselkurse hat.
Rechtline Hinweise: Bitte beachten Sie die rechtlichen Hinweise
Bitte beachten Sie zusätzlich den wichtigen Hinweis zu allen abgebildeten Charts und Kursverläufen: Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.Bei den hier dargestellten Inhalten handelt es sich um fremde Inhalte. Für diese fremden Inhalte ist ausschließlich der jeweilige Eingeber verantwortlich. Eine inhaltliche, redaktionelle Überprüfung durch die DZB Media GmbH erfolgt ausdrücklich nicht. Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang ergänzend den Haftungsausschluss unter https://www.zertifikateberater.de/impressum.
Sollte ein hier durch einen Eingeber distribuierter Inhalt aus Ihrer Sicht gegen geltendes Recht verstoßen, schicken Sie bitte eine Email an nc. Der gemeldete Inhalt wird umgehend überprüft und ggf. gesperrt.