EUR: Eine deutlich schwächelnde Wachstumsdynamik im Euroraum, ein fallender Ölpreis, die anhaltende Brexit-Unsicherheit und trotz Zugeständnissen noch ungelöste Konflikte über den italienischen (und wahrscheinlich auch französischen) Haushalt zeigen: Die heutige EZB-Sitzung steht unter keinem guten Stern. Trotzdem wird EZB-Präsident Mario Draghi heute wohl bestätigen, dass die EZB ihre monatlichen Anleihekäufe zum Jahresende einstellt. Nicht unbedingt, weil sie davon überzeugt sein dürfte, dass die Euroraum-Wirtschaft den Schub der zusätzlichen Liquidität nicht mehr benötigt, sondern wohl eher, weil die EZB einen Bruch der 33%-Ankaufsobergrenze vermeiden möchte. Damit bringt sich die EZB in die schwierige Position, eine straffende Maßnahme in einem Umfeld verteidigen zu müssen, in dem andere Zentralbanken wie die Fed und die Bank of Canada vorsichtiger werden. Wir erwarten deshalb, dass die EZB, um diesen Schritt zu verteidigen, bemüht sein wird, die höheren Risiken für ihren Ausblick herunterzuspielen. Entsprechend wird sie ihre Forward Guidance unverändert lassen, ihre Projektionen nur geringfügig senken und vor allem Maßnahmen wie einen neuen Langfristtender, die leicht expansiv verstanden werden könnten, ins kommende Jahr verschieben. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Wir gehen davon aus, dass die EZB nicht umhin kommen wird, im kommenden Jahr einen vorsichtigen Kurs zu fahren. Eine erste Zinserhöhung im kommenden Jahr ist angesichts der überraschend schwachen Wachstumsdynamik und des daraus zusätzlich zum Ölpreis resultierenden Gegenwindes für die Inflation deutlich unwahrscheinlicher geworden. Entsprechend warnen wir davor, das Ende der Anleihekäufe falkenhaft zu interpretieren und den EUR stärker zu handeln. Die EZB dürfte ihren Ausblick senken, wenn nicht heute, dann bald, was das Aufwertungspotenzial des Euros in den kommenden Monaten deckelt.
GBP: Premierministerin Theresa May hat das Misstrauensvotum ihrer Partei überstanden. Das hatte sich bereits im Laufe des gestrigen Tages abgezeichnet, weshalb das Pfund aufgewertet hatte. Offensichtlich hatte der Markt nach dem Aufschub der entscheidenden Abstimmung über Mays Brexit-Entwurf bereits einen Angriff auf ihre Position eingepreist. Nur dann ergibt meiner Meinung nach Sinn, dass ihr Sieg das Pfund stützt. Denn an der mit Blick auf den Brexit schier aussichtslosen Lage hat sich nichts geändert, weshalb ich eigentlich keinen Grund sehe, warum das Pfund stärker handelt als vorgestern. 117 der konservativen Abgeordneten haben sich schließlich gegen May ausgesprochen. Diese werden auch den von ihr ausgehandelten Brexit-Entwurf auch weiterhin rigoros ablehnen. Aber wahrscheinlich werden auch einige ihrer 200 Unterstützer bei einer Abstimmung über ihren Brexit-Entwurf im Parlament gegen May stimmen, auch wenn sie sich gestern für Kontinuität in der derzeitig kritischen Phase des Austrittsprozesses ausgesprochen haben. Vielmehr erscheint angesichts des geringen Vorsprungs, mit dem May das Misstrauensvotum gewann, die Chance für einen baldigen gütlichen Brexit eher zu schwinden. Heute reist May zum EU-Gipfel in Brüssel. 10 Minuten hat sie Berichten zufolge, um der EU rechtlich bindende Zusagen abzuringen, dass der im Vereinigten Königreich als Affront empfundene Irland-Backstop keine Dauerlösung werden kann. Die EU zeigt sich bisher jedoch nur bereit, ihr genau die Art von Zusicherungen und warmen Worten zu geben, die die Abgeordneten des Unterhauses bereits als unzureichend abgelehnt hatten. Der einzige Lichtblick für das Pfund ist, dass May sich nach dem Gipfel dazu äußern muss, wie es weitergeht. Derzeit deutet alles weiter darauf hin, dass es zum Showdown im Parlament kommt – mit wenig vielversprechendem Ausgang. Aber dann kann immerhin endlich eine neue Dynamik in den Brexit-Prozess kommen – und damit die GBP-Wechselkurse.
CHF: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) entscheidet heute ebenfalls über ihren geldpolitischen Kurs – und wird alles unverändert lassen. Schließlich gibt ihr die CHF-Entwicklung der vergangenen Wochen auch keinen Grund, die geldpolitischen Zügel anzuziehen. Der CHF ist angesichts der Unsicherheit über den italienischen Haushaltsstreit und den Brexit wieder verstärkt gefragt. Da möchte die SNB dem Devisenmarkt kaum zusätzliche Argumente an die Hand geben, den Franken stärker zu handeln, was sowohl den Inflationsausblick als auch die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Exporte belasten würde. Wir bleiben dabei: Solange die EZB keine Zinserhöhungen signalisiert, wird sich die SNB hüten, eine straffere Geldpolitik zu verfolgen. Und das bedeutet, dass sie erst deutlich höhere EUR-CHF-Niveaus sehen möchte, bevor sie einen geldpolitischen Kurswechsel auch nur in Erwägung zieh.
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