11.12.18, 10:00

Vertagte Brexit-Abstimmung erhöht die Unsicherheit

GBP: Abstimmen oder nicht abstimmen? Abstimmen darüber, ob abgestimmt werden soll? Und wenn abgestimmt wird, dass nicht abgestimmt wird, wird es eine neue Abstimmung geben? Und wenn ja, über was? Den Brexit, May’s Deal oder May selber?

Das sind nur ein paar der Fragen, die gestern im britischen Unterhaus aufkamen, als Premierministerin Theresa May den Vorschlag hervorbrachte, dass die Abstimmung über ihr mit der EU ausgehandeltes Austrittsabkommen vertagt werden soll. Der Sprecher des Hauses hatte im Zuge dessen zwei Optionen vorgelegt: Entweder die Regierung könne den Antrag auf die Abstimmung, die heute stattfinden sollte, zurückziehen. Oder es würde eine Abstimmung über die Abstimmung geben. Danach folgten Stunden hitzige Debatte im Unterhaus über die Abstimmung, ein zweites Referendum, May’s Führung, den Brexit im Allgemeinen. Je länger man die Entwicklungen in London beobachtet, desto absurder wird es. Mich wundert es daher keinen Deut, dass GBP-Investoren extrem verschnupft auf die Nachricht reagierten, dass die Abstimmung am Ende nun doch verschoben wird (die Regierung zog den Antrag zurück), damit May weitere Zusicherungen von den EU-27 beim Gipfel diese Woche einholen kann. Einige Marktbeobachter hatten im Vorfeld noch orakelt, dass das Pfund von einer Verschiebung der Abstimmung profitieren würde. Denn dies würde womöglich die Chancen auf ein zweites Referendum, eine Verlängerung oder gar einem Zurückziehen von Artikel 50 erhöhen. Am Ende waren es aber doch die GBP-Pessimisten, die die Oberhand gewannen. Und wer kann es ihnen verübeln? Wenn sich die britische Führung bereits über die Abstimmung über eine Abstimmung derart streiten kann, wie zum Kuckuck soll sie sich jemals über den Brexit einig werden? Der Markt befürchtet daher, dass May mit dem Aufschub der Abstimmung – voraussichtlich auf Mitte Januar nächsten Jahres – vor allem kostbare Zeit verliert. Noch steht schließlich der Stichtag für den Ausstieg des UK aus der EU bei Ende März 2019, womit das Verunfallungsrisiko für einen harten Brexit steigt. Es gibt eine schöne englische Redewendung dafür, wenn etwas immer weiter aufgeschoben wird: Kicking the can down the road. Übersetzt: Die Dose den Weg entlang treten. Nur, was passiert, wenn der Weg zu Ende ist und in einer Klippe endet? Experten mögen das Risiko eines harten Brexit weiterhin als niedrig einschätzen. Und es bleibt zu hoffen, dass sie Recht behalten. Dennoch dürfte der Markt angesichts der jüngsten Entwicklungen zusehends nervös werden.

Das spiegelt sich insbesondere an den Optionsmärkten wieder, an welchen ein weiterer starker Anstieg der impliziten Volatilitäten zu beobachten ist (siehe Abb. 1). Interessant ist, dass ein erhöhtes Risiko insbesondere auf Sicht von zwei bis drei Monaten gesehen wird (siehe Abb. 2), was zweifellos auf den Brexit-Stichtag im März zurückzuführen ist. Doch wer kann noch sicher sagen, dass dies tatsächlich der Stichtag ist? Hält die Regierung an ihrer Strategie fest, wichtige Entscheidungen immer weiter aufzuschieben, könnte die Unsicherheit weitaus länger anhalten (der Buckel in der Volatilitäts-Kurve würde sich nach hinten verschieben). Für GBP-Investoren wird es leider nicht leichter.

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