06.12.18, 10:45

Kein Ausweg im Brexit-Chaos

GBP: Die Brexit-Debatte im britischen Unterhaus geht heute in die dritte Runde. Die eigentlichen Fortschritte werden aber – wenn überhaupt – wohl nur Abseits des öffentlichen Debatten-Spektakels erzielt werden. Medienberichten zufolge befürchten einige Minister inzwischen eine so krachende Niederlage, dass die Regierung nicht mehr zu halten sein könnte, und drängen Premierministerin Theresa May daher, die Abstimmung zu verschieben. May scheint dagegen weiterhin auf das Unmögliche zu hoffen. Nachdem das gestern veröffentlichte Gutachten des Generalstaatsanwalts die Befürchtungen vieler Abgeordneter bestätigte, dass Großbritannien unter Umständen dauerhaft an die EU gebunden sein könnte, falls der Irland-Backstop in Kraft tritt, soll May mit dem Gedanken spielen, dem Parlament vor einem möglichen Eintreten des Backstops ein Zustimmungsrecht zu genehmigen. Während noch zweifelhaft ist, dass dieses Zugeständnis ausreicht, um eine Mehrheit für ihren Brexit-Deal zu erzielen, ist in meinen Augen äußerst unwahrscheinlich, dass die EU bereit ist, dem Parlament ein faktisches Vetorecht einzuräumen. Das Chaos ist also weiterhin perfekt.

Diese Dramatik spiegelt sich interessanterweise kaum in den aktuellen GBP-Wechselkursen wider, die in den letzten Tagen innerhalb eines eher engen Bereichs verharrten. Die aktuelle Marktstimmung lässt sich am ehesten am Optionsmarkt ablesen. Wie meine Kollegin Thu Lan Nguyen in ihrem gestrigen FX Hotspot „GBP-Risiken mit Blick auf die Parlamentsabstimmung“ zeigt, sieht der Devisenmarkt die Abstimmung kommende Woche entspannt. Offensichtlich hat er sich schon mit einer Niederlage Mays abgefunden. Interessant wird es erst danach, schließlich ist vollkommen unklar, wie es danach weitergehen soll. Hofft May auf eine zweite Abstimmung? Sucht sie Neuverhandlungen mit der EU? Gibt es Neuwahlen oder ein zweites Referendum? Wird ein weicherer Brexit à la Norwegen angestrebt oder taumelt Großbritannien in den No-Deal Brexit? Was lässt das britische Parlament zu? Die Unsicherheit darüber, in welche Richtung es geht, sorgt für aktuell überraschend stabile Wechselkurse, hat die implizite Volatilität der GBP-Wechselkurse jedoch inzwischen wieder in den Bereich des Referendumschaos von 2016 steigen lassen. Interessanterweise halten sich die Risk Reversals, die zeigen, ob die Absicherung gegen eine Aufwärts- oder eine Abwärtsbewegung des unterliegenden Wechselkurses teurer ist, relativ stabil auf deutlich niedrigeren Niveaus. Das heißt: eine heftige Bewegung innerhalb der nächsten drei Monate wird als wahrscheinlich erachtet, aber in welche Richtung es geht, ist deutlich unklarer. Die Absicherung gegen eine heftige GBP-Abwertung ist nach wie vor teurer, was bedeutet, dass ein wie auch immer ausgestalteter geordneter Brexit nach wie vor als wahrscheinlicher angesehen wird. Doch das Unfallrisiko ist erheblich, weshalb ich jede GBP-Aufwertung vorerst äußerst skeptisch sehe. Zumindest bis Dienstag, wahrscheinlich aber noch deutlich darüber hinaus.

Produktidee: Faktor-Zertifikate
WKN Typ Basiswert Merkmale
CV0V44 Long EUR/GBP Faktor: 5
CV0V49 Short EUR/GBP Faktor: -5

CAD: Der CAD fiel im Zuge der Zinsentscheidung der Bank of Canada gestern gegenüber dem USD auf ein neues Jahrestief. Zwar war erwartet worden, dass der Ölpreisverfall den Ausblick der BoC etwas belastet. Doch der Devisenmarkt (und auch wir) haben offensichtlich unterschätzt, mit wie viel Sorge die BoC den anhaltenden globalen Handelskonflikt betrachtet. Denn während das kanadische Konjunkturumfeld weiterhin vielversprechend wirkt, belasten die Handelsspannungen zunehmend die globale Nachfrage. Und das könnte – neben der weiteren Entwicklung des Ölpreises – erheblich beeinflussen, wie schnell die BoC ihre Zinsen anhebt, wobei sie grundsätzlich daran festhält, dass höhere Zinsen notwendig sind, um die Inflation auf aktuellen Zielniveaus zu verankern. Natürlich kommt es für den Zinsausblick der BoC und damit den CAD nun darauf an, wie sich die von der BoC in ihrem Statement genannten Risiken – Ölpreis, Handelskonflikt und Reaktion der heimischen Wirtschaft auf die geldpolitische Straffung – tatsächlich realisieren. Noch halten wir daran fest, dass die BoC Anfang nächsten Jahres ihren Leitzins um 25 Bp. auf dann 2% anhebt und der Ausblick auf weitere Zinserhöhungen den CAD im kommenden Jahr stützen wird. Doch der gestrige Tag hat klargemacht, dass die Abwärtsrisiken für diese Prognose gestiegen sind,zumal die Verhaftung einer chinesischen Top-Managerin in Kanada auf Bitten der USA die Zweifel an einem erfolgreichen Verlauf der Handelsgespräche zwischen China und den USA, und damit der Beilegung des Handelskonfliktes, wieder aufflammen lassen haben. Vom heutigen OPEC-Treffen droht weiteres Ungemach, nachdem im Vorfeld keine spezifischen Produktionskürzungen vereinbart werden konnten. Ohne vielversprechende Signale für den Ölpreis spricht vorerst erst wenig für den CAD.

Produktidee: Faktor-Zertifikate
WKN Typ Basiswert Merkmale
CE9MCZ Long EUR/CAD Faktor: 5
CE9MD0 Short EUR/CAD Faktor: -5

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