USD: Während ich diese Zeilen schreibe, steht das Ergebnis der Midterm-Wahlen in den USA noch nicht fest. Aber die Demokraten können sich berechtigte Hoffnung machen, die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu erlangen, während die Republikaner hoffen dürfen, ihre Mehrheit im Senat sogar leicht auszubauen. So zerrissen, wie die politische Landschaft der USA ist, dürfte in Zukunft auch der Kongress sein. Der Dollar kommt – nach einigem Hin und Her – vor dem Hintergrund dieser Nachrichtenlage unter Druck. Das macht Sinn, wenn man eine weniger expansive US-Fiskalpolitik als USD-negativ erachtet.
Da gibt’s erst einmal den direkten Effekt. Eine republikanische Mehrheit in beiden Häusern hätte wohl die Steuern gesenkt und die Ausgaben nicht proportional zurückgefahren. Die USA wären als Investitionsstandort attraktiver geworden, die Nachfrage nach der US-Währung wäre gestiegen. Doch dazu dürfte es nicht kommen. Denn das ist die Lehre aus den Erfahrungen mit unterschiedlichen Mehrheiten in den Kongress-Kammern: dass die Kammern sich gegenseitig blockieren und damit Staatsausgaben erschweren. Das war schon zu Zeiten der Obama-Administration so: Weil man sich nicht auf Ausgaben einigen konnte, sparte der Staat nolens volens. So ganz sicher bin ich mir nicht, dass man das so einfach übertragen kann. Schließlich sind die Rollen diesmal vertauscht. Würden die Demokraten im Repräsentantenhaus wirklich Sozial- und Verteidigungsausgaben blockieren? Oder könnte man sich nicht darauf einigen, dass jeder seine gewünschten Ausgaben erhält, der US-Fiskus am Ende also noch mehr ausgibt? Aber ich lasse mich diesbezüglich gerne von unseren Fachleuten korrigieren.
Weniger expansive Fiskalpolitik heißt aber auch (und das ist der indirekte Wirkungskanal der Wahl): Inflationsdruck, der aus der Kombination expansiver Fiskal- und protektionistischer Handelspolitik entstehen könnte, ist weniger wahrscheinlich. Das Szenario, in dem die Fed den Leitzins eben doch (wie in früheren Zinszyklen) deutlich über das gleichgewichtige Niveau anheben muss, erscheint weniger plausibel. Und damit fällt ein weiteres USD-positives Argument weg. Doch Vorsicht: Im Bereich der Handelspolitik kann die Regierung weitgehend unabhängig vom Kongress agieren. Nach den Wahlen könnte sie sich wieder darauf konzentrieren, aggressiver mit den US-Handelspartnern umzuspringen. Als großer „Dealmaker“ kann sich der US-Präsident dann wieder vor dem nächsten Wahltermin präsentieren. Nun heißt aber aggressivere Handelspolitik auch: zunehmender Inflationsdruck. Summa summarum besteht zwar kein Grund, die Fed-Erwartungen heute Morgen nach oben zu revidieren, eine massive Abwärts-Revision (und ein massiv schwächerer Dollar) wären aber auch nicht gerechtfertigt. Dass wir in EUR-USD sehr schnell wieder auf 1,16 laufen, halte ich für unwahrscheinlich.
GBP: Gestern fuhr das Pfund mal wieder Achterbahn – getrieben vom Brexit-Nachrichtenfluss. Der DUP-Abgeordnete Jeffrey Donaldson orakelt den No-Deal-Brexit herbei, Minister Dominic Raab verbreitet nach einer Sitzung des Brexit-Kabinetts hingegen Optimismus. So ist’s halt: jeder redet seiner eigenen Agenda das Wort. Der Devisenmarkt reagiert auf all das, aber sehr verhalten. Ich muss den FX-Händlern prinzipiell Recht geben: Sich von dem Grundrauschen aus London kirre machen zu lassen, bringt’s nicht.
Allerdings beunruhigt mich etwas anderes. Insgesamt (mit EUR-GBP nahe der 0,87 und GBP-USD über 1,31) setz der Markt zurzeit relativ deutlich auf einen Deal. Klar, May und Raab verbreiten unerschütterlichen Optimismus. Doch das würden sie auch tun, wenn’s tatsächlich ganz übel stände. Sorry, liebe Marktteilnehmer, wir müssen uns schon selbst Gedanken machen. Wenn ich das versuche, sieht’s weniger optimistisch aus, als mir derzeit die GBP-Kurse sagen wollen.
Sorry, aber bei all dem Schlamassel finde ich das Pfund auf jetzigen Niveaus nicht attraktiv.
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