USD: Heute stehen die Zwischenwahlen in den USA an. Wohl selten haben diese Wahlen so viel Aufmerksamkeit über die Grenzen der USA hinaus erhalten. Auch für den US Dollar sind sie relevant, schließlich bestimmt das Ergebnis den fiskalpolitischen Spielraum in den nächsten zwei Jahren. Neben dem Repräsentantenhaus wird ca. ein Drittel des Senats neu gewählt. Daraus ergeben sich drei mögliche Szenarien:
(1) Geteilter Kongress: Für am wahrscheinlichsten halten politische Experten, dass die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus gewinnen. Das würde zukünftige Gesetzesinitiativen und Ausgabenermächtigungen deutlich erschweren und in Zukunft häufiger zu einem Kräftemessen zwischen dem Präsidenten und dem Repräsentantenhaus führen. Zudem ermöglicht eine Mehrheit im Repräsentantenhaus den Demokraten, diverse interne Untersuchungen gegen den Präsidenten und sein Umfeld voranzutreiben. Beides dürfte die Märkte verunsichern. Gleichzeitig ist ein solches Ergebnis nicht ungewöhnlich, wurde die Partei des regierenden Präsidenten in der Vergangenheit doch fast immer abgestraft (siehe Economic Insight: „US-Zwischenwahlen – Knapper als gedacht“ vom 1. November). Da dieses Szenario bereits größtenteils eingepreist sein dürfte, wäre die Reaktion des US Dollars wohl verhalten.
(2) Demokratische Mehrheit: Als äußerst unwahrscheinlich wird erachtet, dass die Demokraten die Mehrheit im Senat erhalten, was ihnen zusätzlich die Macht über Neuernennungen offener Positionen beispielsweise innerhalb der Fed geben würde. Das liegt auch daran, dass von den 35 neu zu wählenden Senatoren 26 Demokraten sind. Diese müssten alle wiedergewählt werden und gleichzeitig noch zwei Sitze der Republikaner hinzu gewonnen werden. Dieses Szenario wird kaum eingepreist sein, weshalb der US Dollar in diesem Fall initial deutlich abwerten dürfte. Allerdings ist auch eine derartige Blockade zuletzt aus Obama-Zeiten bekannt. Mittelfristig dominieren dann trotzdem fundamentale Treiber (gut laufende Wirtschaft und restriktivere Fed) die USD-Wechselkurse.
(3) Republikanische Mehrheit: Die wahrscheinlichere Überraschung wäre wohl, dass die Republikaner die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses behalten. Das würde eine Fortsetzung der expansiven Fiskalpolitik inklusive weiterer Steuersenkungen und Deregulierung garantieren, was die Wirtschaft befeuert und im aktuellen Inflationsumfeld die perfekten Voraussetzungen für fortgesetzte Zinserhöhungen der Fed schafft. Die Hoffnung darauf würde wie schon bei der Wahl Donald Trumps 2016 den Dollar stützen. Allerdings dürfte der Effekt deutlich geringer ausfallen als 2016, da erstens die Überraschung nicht so groß wäre, zweitens die US Wirtschaft mehr denn je an ihrer Kapazitätsgrenze arbeitet und daher weiterer fiskalpolitischer Stimulus nur noch einen geringen Wachstumseffekt haben wird und drittens nicht auszuschließen ist, dass unter einer starken republikanischen Mehrheit die Kritik an den Zinserhöhungen der Fed deutlich zunehmen wird.
Erste Ergebnisse von der Ostküste werden um 1 Uhr unserer Zeit erwartet. Bei den letzten Zwischenwahlen im Jahr 2014 wurde die republikanische Senatsmehrheit gegen 6:30 Uhr ausgerufen. Damit stehen die Chancen gut, dass mein Chef Ihnen in der morgigen TagesInfo Devisen schon eine genauere Analyse der Marktreaktionen liefern kann.
GBP: Für das Pfund geht es – wieder einmal – in die heiße Phase. Die Brexit-Verhandlungen laufen derzeit geheim und beide Seiten betonen, dass ein Deal keineswegs in trockenen Tüchern ist. Einige Stimmen aus der EU sehen die Chance für eine Lösung der Irland-Frage, die Premierministerin Theresa May ihrem Kabinett verkaufen kann, nur bei 50:50. Solche Meldungen dämpfen jedoch nicht den Optimismus der GBP-Händler, dass ein gütlicher Brexit-Deal kurz bevor steht. Umso entscheidender könnte das heutige Treffen des britischen Kabinetts sein, auf dem May ihre Minister über den Stand der Verhandlungen informieren wird. Sowohl die EU als auch Großbritannien sind bemüht, dass die nächste große Brexit-Schlagzeile eine Einigung verkündet, weshalb unklar ist, ob vom Kabinettstreffen viel nach außen dringen wird. Dennoch dürfte die heutige Sitzung zeigen, wie viele Verhandlungen mit der EU noch nötig sind. Klar ist, dass die roten Linien in der Irland-Frage weiterhin eine Einigung verhindern und gleichzeitig die Zeit knapp wird. Ein außerordentlicher EU-Gipfel zur Unterzeichnung eines finalen Abkommens im November muss nach allgemeinem Verständnis spätestens am Freitag auf den Weg gebracht werden. Bis dahin müssen die Verhandlungen also deutlich fortgeschritten sein. Gelingt das nicht, bliebe der Gipfel im Dezember, doch dann wäre es dem britischen Parlament nicht mehr möglich noch in diesem Jahr das Abkommen mittels der hart erkämpften „meaningful vote“ abzusegnen, was bedeutet, dass die Unsicherheit, ob Großbritannien nun am Ende mit oder ohne ein Abkommen aus der EU ausscheidet bis ins kommende Jahr anhalten wird. Ich bin skeptisch, ob diese Unsicherheit in den GBP-Wechselkursen wirklich angemessen reflektiert wird. Stolpersteine bleiben und damit Abwärtspotenzial für das Pfund.
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