EUR: Den Euro hat es gestern bemerkenswert kalt gelassen, dass die Europäische Kommission den Haushaltsentwurf Italiens rundweg abgelehnt hat. Dabei handelt es sich dabei um einen (bisher zumindest) einmaligen Vorgang. Italien hat nun drei Wochen Zeit, einen neuen Entwurf einzureichen. Italiens Premierminister Giuseppe Conte machte gestern jedoch wenige Hoffnungen, dass der Streit dann beigelegt werden könne. Man habe keinen Plan B, sagte er in einem Interview, und werde „an der Substanz“ nichts ändern. Nun waren die gestrigen Entwicklungen sicherlich wenig überraschend und auch weiterhin zeigt sich keine nennenswerte Ansteckung der Peripherie. Doch reicht das, um die gestrige Lethargie des Euros zu erklären? Wenn Italien pleite ist, ist es pleite, und dann ließe sich ein Austritt Italiens aus dem Euro kaum vermeiden, vorausgesetzt die EZB will und kann Italien tatsächlich pleite gehen lassen. Ein wichtiger Punkt ist jedoch, dass zwar der Risikoaufschlag italienischer Staatsanleihen gemessen an der Renditedifferenz zwischen italienischen und deutschen Staatsanliehen schon wieder so hoch ist, wie im Sommer 2011, die absolute Rendite mit ca. 3,6% jedoch noch gut 2 Prozentpunkte unter dem damaligen Niveau liegt (Abb. 1). Solange es dabei bleibt ist die Schuldentragfähigkeit daher wohl vorerst nicht ernsthaft in Gefahr (siehe TagesInfo Devisen von Freitag). Für den Euro kommt es dann vor allem darauf an, ob die EZB trotz der damit für den italienischen Haushalt verbundenen Risiken im kommenden Jahr wie signalisiert die Zinsen anheben wird, oder nicht. Beziehungsweise, ob der Markt derzeit noch an eine Normalisierung der europäischen Geldpolitik glaubt oder nicht. Das scheint derzeit noch nicht der Fall zu sein, zumindest preisen die OIS Swaps nach wie vor für Ende 2019 höhere EZB-Zinsen ein (Abb. 2). Das erklärt zwar, warum der Euro trotz der Italien-Risiken verhältnismäßig stabil handelt, bedeutet aber andererseits noch ein erhebliches Abwärtsrisiken für die Gemeinschaftswährung, falls nachhaltige Zweifel am Pfad er EZB aufkommen. Das schärft den Blick auf die morgige Zinssitzung der EZB.
GBP: Von wegen „My home is my castle”. Gleich sieben Regierungsmitglieder sollen ges-tern bei einem Kabinettstreffen eine zeitliche Befristung des Nordirland-Backstops beim Brexit gefordert haben. Eine Forderung, der die EU wohl nie nachgeben würde. Ein gestern durchgesickerter Kompromissvorschlag der EU, der wohl eine Zollunion mit dem gesamten Vereinigten Königreich als Backstop für den Backstop vorschlägt, schienen dabei auf wenig Gegenliebe gestoßen zu sein. Ein möglicherweise unbefristeter Verbleib im Zollregime der EU wird von den Kritikern als Verrat am Referendumsergebnis gesehen. Entsprechend musste das Pfund seine zwischenzeitlichen Gewinne wieder abgeben. Es ist, wie meine Kollegin gestern gesagt hat: Der volatile Nachrichtenfluss muss inzwischen auch den letzten GBP-Händler resignieren lassen. Entsprechend setze ich auch heute nicht auf einen für das Pfund richtungsweisenden Durchbruch, wenn May sich den konservativen Parlamentsabgeordneten im 1922 Committee stellen muss. Vielleicht zeichnet sich aber zumindest ab, wie die Mehrheitsverhältnisse sind, und ob ein möglicherweise kurz bevorstehender Misstrauensantrag (46 der 48 dafür notwendigen Briefe an den Chairman des 1922 Committees sollen bereits abgeschickt worden sein) Chancen hat oder nicht. Die Risiken für das Pfund sind meiner Meinung nach einfach zu hoch, um mit gutem Gewissen auf eine baldige Lösung aller Konflikte und eine Aufwertung des Pfundes zu setzen.
SEK: Wir halten es für unwahrscheinlich, dass die Riksbank auf ihrer heutigen Zinssitzung klar signalisieren wird, ob sie bereits auf der nächsten Sitzung im Dezember ihren Leitzins erstmals anheben wird. Wir glauben zwar, dass das Makro-Umfeld eine Zinserhöhung im Dezember grundsätzlich rechtfertigt, doch dürfte die Riksbank aufgrund der Unsicherheiten am Markt und dem damit verbunden Ausblick für die EZB-Politik bis auf weiteres bei ihrer vorsichtigen Haltung bleiben, selbst wenn Sie eine erste Zinserhöhung vornimmt. Trotz anstehender Zinsnormalisierung ist das Aufwertungspotenzial der SEK daher begrenzt.
CAD: Trotz der schwachen September-Inflationszahlen vom letzten Freitag, gibt es kaum Zweifel daran, dass die Bank of Canada auf ihrer heutigen Sitzung ihren Leitzins um 25 Bp. auf 1,75% anhebt. Denn der unterliegende Inflationsdruck ist nach wie vor stabil und es dürfte allein die Unsicherheit über die Zukunft des NAFTA-Abkommens gewesen sein, die verhindert hat, dass die BoC das Zinsniveau schon früher angehoben hat. Der geldpolitische Bericht wird daher wohl das positive Bild der kanadischen Wirtschaft bestätigen. Eine entscheidende Neueinschätzung dürfte die BoC erst vornehmen, wenn die Regierung ihren aktualisierten Haushaltsplan vorstellt, was erst in den nächsten Wochen der Fall sein wird. Bis dahin dürften die erhöhten Volatilität an den globalen Aktienmärkten sowie der Abwärtsdruck auf den Ölpreis das Aufwertungspotenzial des CAD begrenzen, zumal eine straffere Geldpolitik der BoC schon zu einem Großteil eingepreist ist.
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