EUR: Mancher hört eben gerne nur das, was er hören will. So auch der Markt gestern, als er den Euro stärker handelte, nachdem er die Worte „kräftiger Anstieg“ im Zusammenhang mit der Inflation im Euroraum aus EZB-Präsident Mario Draghi’s Mund hörte. Nur blöd, dass Draghi damit nicht den aktuellen Inflationstrend beschrieb, sondern lediglich die Annahme, auf der die längerfristigen Prognosen der EZB basiert. Laut unserem EZB-Experten könnte man seine Äußerungen daher sogar taubenhaft interpretieren, nämlich, dass die Notenbanker einen deutlich stärkeren Preisauftrieb prognostizieren als bisher der Fall ist, womit der positive Inflationsausblick zunehmend unsicherer wird.
Auch wenn die Reaktion gestern ungerechtfertigt war und entsprechend schnell wieder korrigiert wurde, hat sie uns doch gezeigt, worauf es für den Markt aktuell ankommt. Und zwar auf den Moment, an dem die EZB von passiver in aktive Geldpolitik umschwenkt, genau genommen, der Punkt, an dem sie ihre Zinspolitik wieder für die Inflationssteuerung einsetzt. Bedingung hierfür wäre natürlich eine anziehende Inflationsdynamik, auf die sie reagieren kann. Daher sprang der Markt auf die Äußerungen von Draghi gestern so an. Die Reaktion hat ebenso gezeigt, dass noch deutliches Aufwertungspotential für den Euro drin ist, sobald die EZB dann tatsächlich damit beginnt, an der Zinsschraube zu drehen.
USD: Es wird zwar viel darüber diskutiert, doch in den Wechselkursen ist wenig davon zu sehen. Die Rede ist von dem Handelskrieg zwischen China und den USA, der zweifellos immer mehr zu eskalieren droht. Interessant ist aber, dass mittlerweile Stimmen laut werden, die die Entwicklungen negativ für den US-Dollar interpretieren. Sie weisen darauf hin, dass der Handelskrieg zu einem Währungskrieg ausarten könnte, in dem die US-Regierung dazu übergeht, den US-Dollar aktiv zu schwächen. Klar, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dieses Risiko besteht. Doch halte ich die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario aktuell doch für relativ gering. Wie wir schon oft an dieser Stelle erläutert haben, bräuchte die Regierung für eine effektive Schwächung des Dollars die Unterstützung der US-Notenbank. Die ist aktuell allerdings damit beschäftigt, gegen eine zu überhitzen drohende Wirtschaft und steigende Inflationsrisiken vorzugehen, womit sie das genaue Gegenteil bewirkt: einen stärkeren Dollar. Und das ist auch der Grund, weswegen wir immer noch der Meinung sind, dass der Zollstreit mit China, wenn überhaupt, einen positiven Effekt auf die US-Währung haben sollte, da er die Importpreise und damit die Inflation erhöht, woraufhin die Fed mit aggressiveren Zinserhöhungen reagieren würde.
JPY: Laut dem Protokoll der Juli-Sitzung hatte ein Mitglied im Bank of Japan (BoJ) Vorstand davor gewarnt, dass die Flexibilisierung des Renditeziels zu höheren Zinsen und damit einem unerwünschten Anstieg der Realrendite führen würde, was wiederum das Erreichen des Inflationsziels in Gefahr bringen würde. Dieses Mitglied wurde, wie wir ja wissen, klar überstimmt. Nun notiert die 10-jährige Rendite so hoch wie seit 2016 nicht mehr. Doch von einem starken Anstieg kann bisher nicht die Rede sein. Also war die Warnung tatsächlich unberechtigt? Die Antwort lautet nein. Die Realrenditen sind deutlich stärker gestiegen, als es die Nominalzinsen nahelegen, und zwar aufgrund der abgestürzten Inflationserwartungen. Der Schuss ist wohl nach hinten losgegangen.
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