14.09.18, 11:03

Rettung

USD: Gestern sahen wir im Kleinen (quasi „im Labor“) das, was für die nächsten Quartale meine USD-negative Sicht begründet: Die US-Inflationsdaten überraschten auf der Unterseite. Trotz heiß laufendem US-Arbeitsmarkt, trotzt nachfragesteigernder Steuerreform und trotz erster Strafzölle steigt die Inflation extrem wenig – wenn man bedenkt, dass die Geldpolitik immer noch expansiv wirken müsste. Irgendetwas stimmt also immer noch nicht mit der Inflationsdynamik. Das ist auch 10 Jahre nach Lehman nicht wieder normal (so, jetzt hab auch ich diesen unvermeidlichen Hinweis heute untergebracht).

Gestern traf ich wieder einen jener Volkswirte die diesbezüglich die Haltung einnehmen, „was wir nicht erklären können, muss bald verschwinden.“ Glücklich, wer diese Sicherheit hat. Erkenntnistheoretisch ist sie allerdings – vorsichtig ausgedrückt – gewagt. Besser dran als ich sind auch die Nicht-Monetaristen, die – klug und richtigerweise – auf strukturelle Faktoren hinweisen, die die Inflationsdynamik dämpfen. Nur ich (der letzte lebende Monetarist?!) bin in der Klemme, weil in meiner Ideologie die Geldpolitik stets (zumindest abseits der Zinsuntergrenze) in der Lage sein sollte, strukturelle Faktoren zu übertünchen. Damit muss ich leben. Nicht Ihr Problem, liebe Leserin, lieber Leser.

Wenn wir aber davon ausgehen müssen, dass das mit der Inflation so richtig nichts wird, ist auch die Tatsache, dass sich die Fed wieder im Bereich „aktiver“ Geldpolitik befindet (wo sie Inflationsdruck mit Zinspolitik überkompensiert) nicht allzu viel wert. Bleibt das so, wird der Dollar seine gegenwärtige Stärke kaum verteidigen können. Gestern gab’s darauf einen Vorgeschmack.

Produktidee: BEST Turbo-Optionsscheine
WKN Typ Basiswert Merkmale
CV6A6U Call EUR/USD Hebel: 6,2
CV6PE3 Put EUR/USD Hebel: 6,7

GBP: Endlich hat BoE-Gouverneur Mark Carney für die nötige Klarheit gesorgt. Auf Podiumsdiskussionen und ähnlichen Events in den letzten Monaten kam ich mir schon wie ein Depp vor, wenn ich sagte, ein No-Deal-Brexit könne Zinserhöhungen bedeuten und nicht – wie allgemein behauptet wurde – Zinssenkungen. Die ganzen schlauen Leute mit ihren Abschlüssen von Ivory-League-Unis, ihren Karrieren bei IMF, Zentralbanken und großen Investmentbanken ließen den kleinen Uli von der Uni Bielefeld („Gibt’s die überhaupt?“) ziemlich blöd aussehen. Dabei hat Carney genau das schon immer gesagt: Im Zweifelsfall würde die BoE das Pfund mit Zinserhöhungen verteidigen. Und genau das hat er gestern vor dem Kabinett wiederholt. Carney wäre im No-Deal-Fall in keiner besseren Situation als seine Kollegen in der Türkei, in Indien und in anderen Emerging Markets gerade sind. Ja, realwirtschaftlich würden Zinserhöhungen zum ungünstigen Augenblick kommen. Denn „No Deal“ würde signifikante realwirtschaftliche Belastungen bedeuten. Siehe unsere TagesInfo vom Mittwoch. Ein schwächeres Pfund und niedrigere Zinsen würden also verlockend erscheinen. Doch Carney ist ein kluger Mann. Er weiß, dass er in solch einem Szenario frühzeitig einen allzu dramatischen Pfund-Absturz verhindern muss und dass die größte Gefahr, die die Geldpolitik dann noch abwenden kann, ein Türkei-ähnliches Szenario wäre.

Für das Pfund sind Carneys Erläuterungen eine gute Nachricht. Denn sie reduzieren Ab-sturzrisiken. Doch warne ich aus zwei Gründen vor übertriebenem GBP-Optimismus:

1. Es gibt Fälle, in denen auch Zinserhöhungen nicht mehr ausreichen, um Abwertungs-druck zu beseitigen. Insbesondere dann, wenn die realwirtschaftlichen Folgen zu drastisch sind, glaubt niemand, dass eine Zentralbank sehr hohe Zinsen lange durchhalten kann. Dann verpufft ihre Wirkung.

2. Im Idealfall erhöht Carney bei „No Deal“ die Zinsen so weit, dass eine GBP-Abwertung so weit abgedämpft wird, dass gerade keine Abwertungsspirale entsteht. Eine GBP-Aufwertung wäre nicht im Interesse der BoE.

Letztendlich kommt es natürlich darauf an, ob „No Deal“ eintritt, ob sich die Briten mit der EU auf eine konstruktive Lösung einigen, oder ob beide Seiten sich darauf verständigen, das Problem bis 2020 zu vertagen. Wer spekulative Positionen erwägt, kann diese Fälle mit Wahrscheinlichkeiten gewichten und sich eine entsprechende Strategie zimmern. Als eine von vielen Wetten in seinem Portfolio. Heute wahrscheinlich mit mehr GBP als vor Carneys Äußerung. Wer allerdings genuines GBP-Risiko auf seinem Buch hat (z.B. Außenhändler), hat diesen Luxus nicht. Der muss sich überlegen, ob er das Risiko eines „No Deal“ eingehen kann. Wenn nicht, bleibt ihm auch weiterhin nichts übrig, als zu sichern. Deshalb wirken GBP-positive Nachrichten derzeit gedämpft.

Produktidee: BEST Turbo-Optionsscheine
WKN Typ Basiswert Merkmale
CE1XCT Call EUR/GBP Hebel: 4,8
CV6A6E Put EUR/GBP Hebel: 7,0

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