25.05.18, 11:00

Zinsen weekly: Regierungsbildung in Italien beschäftigt Märkte und führt zu weiter steigenden Spreads

In Italien steht nach der Einigung auf einen Koalitionsvertrag und den Ministerpräsidentenposten (Giuseppe Conte) eine Regierung aus rechtsnationaler Lega und linkspopulistischer 5-Sterne-Bewegung in den Startlöchern. Staatspräsident Sergio Mattarella hat zuletzt sein Einverständnis zu einer solchen Koalition gegeben und den beiden Parteien den Regierungsauftrag erteilt. Die Finanzmärkte stehen der neuen Regierung kritisch gegenüber, abzulesen am Spread zehnjähriger italienischer Anleihen im Vergleich zu Bundesanleihen, der sich weiter erhöht hat. Derzeit beläuft er sich auf 180 bp. Die steigenden italienischen Staatsanleiherenditen und rückläufigen Bund-Renditen resultieren daraus, dass sich Italien unter einer solchen Regierung wahrscheinlich komplett vom Spar- und Reformkurs abkoppeln könnte. Die beiden Parteien beabsichtigen das Renteneintrittsalter hochzusetzen, ein Grundeinkommen von 780 Euro im Monat zu implementieren sowie weitere schuldenfinanzierte Ausgaben zu tätigen. Ein Austritt aus der Eurozone wird jedoch (zunächst) nicht angestrebt. Erstmals seit der Parlamentswahl Anfang März scheint der Markt das Risiko, das von Italien ausgeht, tatsächlich wahrzunehmen. Durch den Regierungswechsel könnte die Schuldenkrise wieder aufflammen. Insbesondere die längerfristigen Folgen für die Eurozone dürften gravierend sein, wenn keine wachstumsfördernden Reformen beschlossen und Schulden nicht abgebaut, sondern im Gegenteil Reformen zurückgedreht werden. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der EZB zu. Stellt diese ihre Geldpolitik weiterhin auf den Erhalt der Stabilität in der Eurozone ab oder kehrt diese Italien den Rücken, um eine solche Haushaltspolitik nicht zu unterstützen?

Die Regierungsbildung in Italien dürfte die Märkte auch in den kommenden Tagen weiter beschäftigen und zu sich ausweitenden Spreads zwischen italienischen und deutschen Staatsanleihen führen. Auch die Konjunkturindikatoren sprechen eher für niedrigere Bund-Renditen. Die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für Mai in der Eurozone haben mehrheitlich weiter nachgegeben. Daher dürfte mit Spannung erwartet werden, ob dies auch für den ifo-Geschäftsklimaindex am Freitag gilt.

In den USA ist das Highlight der nächsten Woche der Arbeitsmarktbericht für Mai (Freitag, 01.06.). Maßgeblich für die Marktteilnehmer dürfte dabei ein wieder höherer Stellenaufbau im Vergleich zu den Vormonaten sein. Die Arbeitslosenquote liegt bereits bei sehr niedrigen 3,9 %. Aber auch der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe ist von Bedeutung. Er könnte sich wieder leicht erhöhen. Entscheidend für die US-Renditen dürften aber wohl eher die Entwicklung der geopolitischen Risiken sein (Iran-Konflikt, Handelsstreitigkeiten). Zuletzt war die Rendite der zehnjährigen T-Notes gesunken, möglicherweise auch mitgezogen von der Entwicklung der Bund-Renditen. Die Veröffentlichung der Minutes der letzten Fed-Sitzung von Anfang Mai legt keinen vierten Zinsschritt in diesem Jahr nahe.


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