USD: Kennen Sie die Szene aus dem Austin-Powers-Film, in der der Bösewicht, Dr. Evil, die Weltgemeinschaft erpressen will und eine Million Dollar Lösegeld fordert? Und erst als Robert Wagner ihn darauf aufmerksam macht, dass das nicht viel sei, korrigiert er seine Lösegeldforderung auf 100 Milliarden Dollar? Ähnlich wie Dr. Evil erging es Donald Trump gestern, als er China aufforderte, den Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA um eine Milliarde $ zu verringern. Nun beträgt Chinas Handelsüberschuss rund 330 Milliarden $, eine Milliarde liegt im Bereich der Rundungsungenauigkeit. So mussten auch Trumps Berater die Forderung ihres Chefs rasch auf 100 Milliarden $ korrigieren, damit sie nicht lächerlich wirkt. Tut sie aber trotzdem, denn die Handelsbilanz ist nicht Chinas politische Entscheidung, sondern das Ergebnis der Tatsache, dass (1.) Chinas Warenangebot so verlockend für die US-Volkswirtschaft ist, dass sie mehr konsumiert als produziert und (2.) die Welt bislang gerne bereit ist, den USA dafür Kredit zu gewähren.
Der unfreiwillige Washingtoner Klamauk ist Teil einer insgesamt sehr traurigen US-Handelspolitik, die gestern vorläufig in Strafzöllen für Stahl- und Aluminiumimporte gipfelte. Die Relevanz dieser Maßnahme liegt gar nicht so sehr im unmittelbaren ökonomischen Effekt, sondern vielmehr darin, dass die USA sich offensichtlich aus dem WTO-Konsens verabschieden und damit zum Totengräber der Globalisierung werden könnten. Das ist die wichtige Nachricht der Trumpschen Maßnahmen, Ausnahmen und Erleichterungen für einige Länder (die gestern teilweise im Fokus standen) sind weitgehend irrelevant. Nun sind aber die USA Export-Weltmeister (Exportvolumen 2016: 2,2 Billionen $, vgl. mit China: 1,6 Billionen $ und Deutschland: 1,1 Billionen $), schaden sich also vor allem selbst. Für die USD-Wechselkurse kommt es freilich nicht auf Wachstum an, sondern auf die Verzinsung von USD-Positionen. Die dürfte ansteigen, wenn die Fed den inflationären Impuls der US-Restriktionen und/oder eines allgemeinen Rückgangs der internationalen Handelsverflechtungen mit höheren Zinsen begegnen muss, um die Inflation nicht über das 2%-Ziel ansteigen zu lassen. Selbst wenn im Rest der Welt der inflationäre Effekt einer De-Globalisierung ähnlich hoch wäre: Da die USA viel näher an einer normalen Inflationsdynamik stehen als viele andere Ländern, müsste die Fed für lange Zeit viel aggressiver reagieren als z.B. EZB und BoJ, die sich noch lange über steigende Inflation freuen würden.
Wer ganz pessimistisch ist, mag glauben, dass Trump auch die Fed so sehr umkrempelt, dass sie am Ende den inflationären Effekt der Handelspolitik nicht bekämpft. Das wäre das Worst-Case-Szenario für den Dollar – ist aber nicht unser zentrales Szenario. Und daher ist aus unserer Sicht die Behinderung des freien Welthandels durch die US-Administration ein USD-positives Signal.
EUR: Das war ja mal eine Achterbahnfahrt im Euro. Eine Änderung im Statement der EZB ließ den Euro direkt nach der Zinsentscheidung auf fast 1,2450 klettern, nur um danach wieder in sich zusammenzufallen. Weshalb? Die EZB hat ihre Referenz im Statement gestrichen, dass „sollte sich der Ausblick eintrüben oder sollten die Finanzierungsbedingungen nicht mehr mit einem weiteren Fortschritt hin zu einer nachhaltigen Korrektur der Inflationsentwicklung im Einklang stehen, so sind wir bereit, das Anleihekaufprogramm im Hinblick auf Umfang und/oder Dauer auszuweiten“. Der Devisenmarkt sah darin ein Signal in Richtung „hawkishe EZB“. Und war damit kräftig auf dem Holzweg. So betonte EZB-Chef Mario Draghi ganz besonders deutlich in der Pressekonferenz, dass der Wegfall der oben genannten Bemerkung letztlich rückblickend sei und dass die EZB die Referenz auf die Inflationsentwicklung doch beibehalten habe. Ein Signal für die zukünftige Geldpolitik ergebe sich hieraus nicht, so Draghi.
Der Markt hatte sich darauf versteift, dass solides Wachstum – welches Draghi durchaus anerkennt und für das er sogar Aufwärtsrisiken sieht – gleichzusetzen ist mit zügiger Normalisierung der Geldpolitik. Dem ist aber nicht so, vor allem nicht, wenn die Inflationsentwicklung zu wünschen übrig lässt. Nach einem kurzen euphorischen Ausflug nach oben rutschte der Euro entsprechend rapide ab. Vielleicht sieht der Markt jetzt endlich ein, dass er mit seiner Erwartungshaltung falsch liegt, dass die EZB schon zum Jahresende mit ersten Zinserhöhungen beginnt und diese nächstes Jahr zügig durchzieht. Die gestrige EZB-Sitzung könnte damit der Auslöser einer überfälligen Korrektur im Euro gewesen sein, so schmerzhaft diese auch für einige sein mag.
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