US-Inflation trotzt Trumps Zöllen
Wie das US-Arbeitsministerium gestern mitteilte, sind die Verbraucherpreise in den Vereinigten Staaten im vergangenen Monat – saisonbereinigt – lediglich um 0,1 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Auch der sogenannte Kernindex, der Preisveränderungen ohne Energie und Lebensmittel misst, legte um nur 0,1 % zu. Damit bleibt die Entwicklung der US-Konsumentenpreise weiterhin rätselhaft. Von den vielfach prognostizierten Auswirkungen der massiven Importzölle der Trump-Regierung fehlt auch im Mai jede Spur. Und das, obwohl US-Unternehmen – zuletzt im Beige Book der Federal Reserve – immer wieder betonen, die durch Zölle verursachten Mehrkosten an die Endverbraucher weiterreichen zu wollen. Ein möglicher Erklärungsansatz: Viele Einzelhändler verkaufen offenbar noch immer aus gut gefüllten Lagerbeständen, wodurch preistreibende Effekte gedämpft werden könnten. Trotz aller Vorsicht gehen wir davon aus, dass sich das Bild im Sommer klarer zeigen wird – vorausgesetzt, die statistischen Erhebungen behalten ihre Aussagekraft. Denn angesichts der tiefgreifenden personellen Umwälzungen in US-Bundesbehörden unter der aktuellen Regierung ist auch das Vertrauen in offizielle Zahlen nicht uneingeschränkt. Der erwartete „Zollschub“ lässt also weiter auf sich warten – ebenso wie die Reaktion der US-Notenbank, die angesichts der unklaren Lage wohl weiterhin abwarten wird.
Silberpreis im Aufwind
Während der Goldpreis in den vergangenen Jahren von einem Rekordhoch zum nächsten eilte, blieb die Kursentwicklung seines „kleinen Bruders“ Silber vergleichsweise zurückhaltend. Auch im Jahr 2025 markierte Gold bereits 28 neue Höchststände, während Silber weiterhin deutlich unter seinem Allzeithoch notiert. Doch die Zurückhaltung könnte bald ein Ende haben: Viele Marktbeobachter sehen für Silber ein erhebliches Nachholpotenzial. Seit Jahresbeginn stieg der Silberpreis in der Spitze um rund 26 %, während Gold im gleichen Zeitraum ein Plus von 34 % verzeichnete. Parallel dazu nimmt das Interesse der Anleger spürbar zu: Die Nachfrage nach physisch hinterlegten Silber-ETCs ist deutlich gestiegen. Auch an den US-Terminbörsen haben spekulative Investoren zuletzt ihre Long-Positionen aufgestockt. Ein zentrales Argument für eine mögliche Trendumkehr liefert die sogenannte Gold-Silber-Ratio – also das Verhältnis, wie viele Unzen Silber für eine Unze Gold benötigt werden. Im April erreichte diese Kennzahl einen Wert von 104, aktuell liegt sie bei 93. Zum Vergleich: Der Durchschnittswert der vergangenen 27 Jahre beträgt laut Studien etwa 67. Eine Rückkehr zu diesem Niveau würde auf eine überdurchschnittliche Wertentwicklung von Silber hindeuten. Auch die fundamentalen Marktdaten stützen diese Einschätzung: Während Gold-ETCs zuletzt Abflüsse verzeichneten, kehrten bei Silber die Investoren zurück. Zudem spricht die industrielle Nachfrage für das weiße Metall – insbesondere der anhaltende Boom im Bereich Photovoltaik sorgt für einen wachsenden Bedarf. Damit dürfte auch im kommenden Jahr – zum fünften Mal in Folge – mit einem Angebotsdefizit am Silbermarkt gerechnet werden.
US-Inflation im Fokus
Für den Datenkalender gilt heute: Kaum Masse, aber womöglich Klasse! Die Inflationsdaten aus den USA für den Monat Mai werden veröffentlicht. Diese Zahlen könnten der Schlüssel für das weitere Vorgehen der US-Notenbank in Sachen Leitzinsen werden. Außerdem dürfte sich in den Inflationsdaten der Effekt der Zollpolitik von Präsident Donald Trump spiegeln. Dabei geben die bisherigen Daten gewisse Rätsel auf. Einerseits müssten die Inflationszahlen steigen, wenn Importe durch Zölle für den Endverbraucher deutlich teurer werden. Andererseits hat sich die Konjunktur in den USA verlangsamt, was den Preisdruck sinken lässt. Seit Jahresbeginn ist die US-Inflation von 3,0 % auf zuletzt 2,3 % gefallen. Ab 14 Uhr 30 darf also wieder munter interpretiert werden. Die von Reuters befragten Volkswirte erwarten einen Anstieg der Preise um 0,2 % zum Vormonat. Das LBBW-Research liegt mit +0,3 % etwas darüber.
US-Erzeugerpreisindex im Fokus
Auf der Tagesagenda steht heute um 14:30 Uhr die Veröffentlichung des US-Erzeugerpreisindex für den vergangenen Monat. Mit den neuen Daten wird sich das Inflationsbild für die USA wahrscheinlich noch klarer darstellen. Die Konsensschätzung geht von einem Anstieg um 0,2 % zum Vormonat aus. Wir hingegen erwarten einen Anstiegum 0,4 %.
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