DAX-Check: Exit aus dem Brexit

DAX-Check: Exit aus dem Brexit Schlagartig hat sich die Stimmung der institutionellen Investoren (vgl. Börse Frankfurt) in der vergangenen Handelswoche zum Positiven gewendet. Zunächst mag dieser neu aufgeflammte Optimismus in Anbetracht der bevorstehenden Ereignisse, insbesondere der Sitzung der US-Notenbank und des Referendums zu einem möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit), verfrüht erscheinen. Auch der deutlich gestiegene Ölpreis, auf den in den Medien zuletzt gerne als Kaufmotiv verwiesen wurde, zählt wohl eher zu den schwächeren Argumenten. Wir glauben stattdessen, wie bereits in der vergangenen Woche erwähnt, dass eine Zinserhöhung der Fed, ob sie nun im Juni oder Juli erfolgt, eher als Zeichen der Stärke denn als Bedrohung zu werten ist. Wo doch ohnehin die meisten Marktteilnehmer für dieses Jahr mit mindestens einer US-Leitzinserhöhung rechnen. Aber auch der mögliche Brexit scheint für viele Investoren an Bedeutung zu verlieren. Vielleicht weil man wegen der vielen Kommentare und Diskussionen beim Thema Referendum mittlerweile einfach abschalten möchte. Doch vielen Investoren dürfte nicht bewusst sein, dass ein Votum für den Austritt aus der EU für das britische Unterhaus rechtlich nicht bindend ist. Natürlich wäre die Missachtung des Wählerwillens mit einem politischen Selbstmord gleichzusetzen. Wenn man jedoch bedenkt, dass ein Brexit bei einer niedrigen Wahlbeteiligung (vgl. etwa yougov.co.uk) wahrscheinlicher wird, würde eine Weigerung des Gesetzgebers, dieses Votum nur eines Teiles der Bevölkerung tatsächlich umzusetzen, eher gerechtfertigt erscheinen. Auch könnte sich theoretisch das Oberhaus, das House of Lords, genauso wie die Königin von England weigern, den Willen des Referendums umzusetzen. Übrigens hat sich 1707 zuletzt ein britischer Monarch geweigert, ein Gesetz zu unterzeichnen. Möglicherweise könnte sich jedoch schlichtweg die Meinung durchgesetzt haben, dass Alternativen zu Aktien rar sind. Diesen Denkprozess scheinen allerdings die US-Anleger bislang noch nicht vollzogen zu haben. Zumindest zeigt die jüngste AAII-Sentiment-Umfrage (American Association of Individual Investors) mit 53 Prozent den höchsten Anteil neutral gestimmter Anleger seit 1990. Gepaart mit einem Optimismus von unter 20 Prozent bedeutete diese in der Vergangenheit sehr seltene Kombination auf Sicht von 52 Wochen einen Anstieg von 15 bis gut 30 Prozent im S&P 500 Index. Auch der DAX hat mittlerweile seine Konsolidierungszone an der Oberseite verlassen und ein bullishes Signal – vermutlich ohne wesentliche Beteiligung ausländischen Kapitals – ausgelöst. Zwar können wir dieser Entwicklung nicht so recht trauen, doch reicht das Potenzial immerhin bis 10.580/85 bzw. 10.900 Zähler. Ein Unterschreiten von 9.945 würde den jüngsten Aufwärtsimpuls dagegen als Fehlsignal entlarven. Alle in diesem Dokument genannten Preisniveaus verlieren bei einem Durchstoß von zehn Punkten ihre Gültigkeit.

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