Extra-Check: Anlagestrategien - Einfache Regeln zur Geldanlage Teil 6: Relative-Stärke-Strategie

Extra-Check: Anlagestrategien - Einfache Regeln zur Geldanlage Teil 6: Relative-Stärke-Strategie

"The trend is your friend" dürfte eine der meistzitierten Börsenweisheiten sein. Die Kernaussage dieses Satzes ist, dass sich ein bestehender Trend in der Regel fortsetzen wird. Laut dieser Regel sollen Anleger nicht gegen den Trend handeln, sondern mitschwimmen, um möglichst lange von der Bewegung zu profitieren. Doch wie lässt sich ein Trend frühzeitig ausmachen, und woran erkennt man rechtzeitig das Ende desselben? Ein Ansatz, der hilfreich sein kann, ist die Relative-Stärke-Strategie.

Kurse vergleichen
Bereits in den 60er Jahren entdeckte der Amerikaner Dr. Robert Levy das Konzept der Relative-Stärke- Strategie. Levy griff hierbei auf die technische Analyse zurück – eine Analyseform, bei der mit Hilfe von historischen Kursverläufen eine Prognose für die zukünftige Entwicklung erstellt wird. Eine der Grundthesen der technischen Analyse ist, dass sich Aktien und Märkte in Trends bewegen. Ziel ist es, diese Trends zu erkennen und für Investitionsentscheidungen zu nutzen.
Diese angenommene Trendkontinuität bildet die Basis der Relative-Stärke-Stragegie, die für verschiedene Märkte, aber auch Einzeltitel angewendet werden kann. Möchte beispielsweise ein Anleger wissen, welche Aktie derzeit besonders attraktiv erscheint, wird der entsprechende Titel mit einem breiter gefassten Index, z.B. dem DAX®, verglichen. Hierfür werden die historischen Daten über einen bestimmten Zeitraum verwendet. Der gewählte Zeitraum kann je nach Anleger variieren, allerdings hat sich eine Spanne von sechs bis zwölf Monaten als praktikabel herausgestellt. Hat sich der Einzeltitel besser entwickelt als der Vergleichsindex, liegt eine Relative Stärke der Aktie vor und ein Investment könnte attraktiv sein. Hat die Aktie allerdings in dem vorgegebenen Zeitraum schlechter als der Index abgeschnitten, sollte man einen Kauf überdenken. Dieselbe Vorgehensweise lässt sich auch für Länder, Regionen, Branchen und Sektoren anwenden. Wichtig ist hierbei nur, dass ein Zusammenhang zwischen den zu vergleichenden Indizes besteht und man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht.

Jeder Trend hat irgendwann ein Ende
Die psychologische Grundlage der Relative-Stärke-Strategie liegt zum Teil auch im Herdenverhalten der Anleger begründet. Aktien, die sich gut entwickelt haben, werden eher gekauft als Titel, die sich schlecht entwickelt haben. Durch dieses Phänomen kommt ein sich selbst verstärkender Prozess in Gang, und ein Trend entsteht und wächst, der die Entwicklung weiter stützt. Die Relative- Stärke-Strategie kann aber auch Hinweise auf ein Ende des Trends geben - was früher oder später vermutlich passieren wird. Sollte sich die Aktie oder der Index über einen gewissen Zeitraum schlechter entwickeln als der Vergleichswert, könnte dies ein Zeichen für einen Trendwechsel sein. Anleger sollten wachsam sein und möglicherweise entstandene Gewinne realisieren bzw. absichern.